Dienstag 24.9.2019 – Sonntag 29.9.2019
Raum: 2.07 – project statements
MALEREI wird bei Joseph Marsteurer zu einem umfassenden Begriff – Malerei als dynamisches System betrachtet, steht hier für prozesshafte Abläufe, für Konstruktion wie für Dekonstruktion. Malerei ist bei Marsteurer zuallererst das Produkt aus einem Fertigungsprozess. Erst in einem weiteren Schritt werden Anwendungskontext und mögliche Verwendungsoptionen ausgelotet – in den Farbinstallationen z.B. wird der Raum zum Bildträger, das vorgefertigte Farbmaterial, genau vermessen und dokumentiert, zum räumlichen Gestaltungsmittel. Solche Farbräume sind offen gedacht, permanent im Umbruch und als kunstästhetische Setzung niemals endgültig. Der Betrachter spielt in der Benützung dieser Räume aktiv mit hinein.
Ganz an den Beginn stellt der Künstler die Trennung von Farbmaterial und Bildträger, die Isolierung des Pinselstriches von jeder Bildfunktion. Marsteurer fertigt seine reine Malerei in Form von überdimensionalen Pinselstrichen auf Folie. In der Form verliert der Pinselstrich jeden darstellerischen Anspruch und verweist so nur noch auf sich selbst. Die Farbstriche werden damit selbst zur Sache, zur eigentlichen Substanz. Zweckfrei und ergebnisoffen angelegt, wird hier ein breiter Raum für mögliche Anwendungen freigegeben.
Marsteurer greift in seinen Arbeiten auf Acrylglas aber ganz bewusst auch das Thema des klassischen Tafelbildes auf. Jedoch nicht um dieses weiterzuführen, sondern um es in seine funktionalen Bestandteile zu zerlegen und unter dem Gesichtspunkt der Bruchlinien wieder zusammenzuführen und zu destabilisieren. Dazu Günther Holler-Schuster: ‚Joseph Marsteurers Werk ist ein komplexes und ist – so malerisch es auch erscheinen mag – von konzeptuellen Vorstellungen bestimmt. Malerei als intellektuelles Spiel … Marsteurer lotet den Kontext Malerei analytisch aus, überprüft die darin wirksamen Methoden und Bedeutungen immer wieder aufs Neue. Kein Bild wird an der Oberfläche dieser Malerei sichtbar, vielmehr handelt es sich in diesen Werken um eine Form der Dekonstruktion des Malerischen ‘. Malerei als eine Art intellektueller Bausteine, die vor allem Brüche und Distanzen und damit die Bedingungen von Malerei selbst zum Thema machen.
„In jedem Gegenstand ästhetischer Betrachtung ist auch dessen nicht ästhetische Anschauung implizit gegeben“, meint Joseph Marsteurer. Hier verlieren sich die Grenzen zwischen einer ästhetischen Betrachtung und bloßer Materialität. Nur beide Seiten zusammen öffnen „jenes Dazwischen, das den kunstästhetischen Zugriff möglich macht“ (Marsteurer). Dazu G. H-S: ‚Joseph Marsteurer analysiert präzise und beantwortet die Frage nach der Malerei und deren Bedeutung für die Gegenwart auf sehr eindrucksvolle Art‘.